Die Zwischenlösung – 2 ¾ PS Sportmodell

 

Die Zwischenlösung – 2 ¾ PS Sportmodell (Modell C)

Aus dem modellgepflegten 250er Tourenmodell entwickelte man 1925 eine kopfgesteuerte Sportversion, mit welcher auch die ersten Renneinsätze der neu gegründeten Rennabteilung des Schüttoff-Werkes absolviert wurden.

Die Details

Die Maschine erhielt einen Sportlenker und Fußrasten statt Fußbretter. Der neue Motor bekam einen auf das Kurbelgehäuse geflanschten Zylinder und einen abnehmbaren Zylinderkopf aus Grauguss in Einport- Ausführung mit im Kopf hängenden Ventilen.

Der Brennraum war annähernd halbkugelförmig ausgebildet. Die Steuerung der Ventile erfolgte über über Schlepphebel, kurze Ventilstößel und Stößelstangen, die wiederum die frei liegenden Kipphebel betätigen. Ein recht kurzes offenes Auspuffrohr ohne Schalldämpfer führte die Abgase nach hinten weg. Die Leistung dieses Modells wurde mit 9 PS bei 4000 U/min angegeben. Ob die Maschine je in den Verkauf kam blieb bis heute unklar. Es ist keine Überlebende bekannt.

 

Das erste mal mit Fächerkrümmer – 2 ¾ PS Sportmodell 1925 (Modell D)

Fast gleichzeitig mit dem 250er Sportmodell baute die Schüttoff AG auch einen 350er Sportmotor, der noch von sich hören lassen sollte. Grundsätzlich wie der 250er aufgebaut erhielt dieser die bereits aus dem Tourenmodell bekannten Maße von 72 mm für die Bohrung und 85 mm für den Hub.

Ebenso wie das 250er Pendant stattete man dieses Modell mit sportlich schmalen Kotflügeln aus und verzichtete auf den Gepäckträger. Der nun mit Doppelportauslass versehene Motor leistete beachtliche 14 PS bei weiterhin nur 90 kg Fahrzeugmasse. Nicht umsonst bewarb man diese Maschine als Sportgerät erster Güte und verkündete stolz die Höchstgeschwindigkeit von über 100 km/h. Als auffälligstes Merkmal bekam die schnelle Maschine die verrippten Leichtmetallkrümmer, für welche die Schüttoff Motorräder heute noch bekannt sind.

Erste Rennerfolge

Sorgfältig im Werk vorbereitet leisten die Maschinen der Fabrikmannschaft bis zu 17 PS. Die Rennerfolge des Jahres 1925 wurden mit diesem Modell erreicht und gipfelten im Gewinn der Deutschen Meisterschaft MV und des ADAC unter Arthur Lohse. Die Reputation dieser Glanzleistung verhalf langfristig zu Bekanntheit und einem sehr guten Ruf unter den motorradbegeisternden Kunden und hatte erheblichen Einfluss auf die zukünftigen Absätze bei Schüttoff. Immerhin konnte man das Modell D regulär im sich immer größer werdenden Händlernetz oder direkt im Werk kaufen.

Der Preis des Ganzen

Ganz billig konnte so ein Sportgerät natürlich nicht sein. Der Preis betrug stolze 1650 RM zuzüglich des georderten Zubehörs.

 

Ein Jahr später – 2 ¾ Sportmodell 1926

Für das Modelljahr 1926 hatte man die erfolgreiche 350er Sportmaschine weiter verbessert. Schüttoff entwickelte einen kürzeren Rahmen aus nathlos, innen konisch gezogenen Rohren. Demnach musste der Tank kürzer ausfallen und wurde dafür aber etwas breiter gestaltet Der Inhalt umfasste nun ca. 12 Liter für Öl und Benzin.

Die Herstellung erfolgte nun nicht mehr aus Messing sondern aus Stahlblech. Die rotbraune Lackierung samt goldenen Schriftzug und der Linierung war obligatorisch.Die gefederte Sattelmimik entfiel zugunsten zweier herkömmlicher Zugfedern.

Der Zylinderkopf erhielt einen vergrößerten Einlasskanal. Ein größerer Vergaser der Firma Graetzin (Typ K, später auch Ka) mit 26mm Durchlass und 2-Kolben- Regulierung kam zum Einsatz. Elektronkolben waren mittlerweile Standard. Die Schlepphebel liefen nun in Rollen auf den Nockenbahnen. Die Stößelstangen erhielten seperate Rückholfedern. Um die Leistung des Motors sicher zu übertragen verstärkte man die Lamellenkupplung. Serienmäßig ab Werk wurden 15 PS bei 4500 U/min angegeben, das Gewicht der Maschine einschließlich der blechernen Werkzeugkästen mit 105 kg.

Als Höchstgeschwindigkeit nannte man 120 km/h. Die Maschinen der Fabrikfahrer, die vom Werk für die Rennen vorbereitet wurden, kamen an die 20 PS Marke knapp heran. Zusammen mit dem guten Handling dank des geringen Gewichts waren die Schüttoffs weiterhin bestens im Geschäft. Zum Saisonende stellte auch 1926 Schüttoff die Siegermaschine der Deutschen Meisterschaft wiederum unter Arthur Lohse.

Mutter des F Modell`s

Das 1926er Sportmodell stellte in gewisser Weise den Prototypen und Technologieträger des nachfolgenden Typ F dar. Immerhin mindestens 5 Maschinen davon haben bis heute überlebt.

 

2 ¾  Tourenmodell 1926

Dieses Modell ersetzte das bisherige Modell mit langem Rahmen. Die Weiterentwicklung des vorher beschriebenen Sportmodells wurde hier auch für das Tourenmodell vorgenommen. Für dieses Motorrad waren auch weiterhin die gegossenen Leichtmetallfußbretter erhältlich. Die Leistung des Motors betrug nun 10 PS bei 3500 U/min.

Modell Rahmen-Nr. Motor-Nr. Baujahr Standort Bemerkungen
2 3/4 PS Sport     1925 Sachsen Motorrad
2 3/4 PS Sport     1925/26 D Motorrad (langer Rahmen)
2 3/4 PS Sport 1405 1177 1926 Sachsen Motorrad
? 1447 1353   D Kfz-Brief
2 3/4 PS Sport   1593   D 2-Gang-Block/Gehäuse
2 3/4 PS Sport   1858   D 2-Gang-Block/Gehäuse
2 3/4 PS Sport 1894 2698 1926 Sachsen Motorrad (Rennmaschine)
2 3/4 PS Sport 1994 525 1926 Sachsen Motorrad (Rennmaschine)
2 3/4 PS Touren 2030 2556 1926 Bayern Motorrad (2-Gang)
2 3/4 PS Sport     1926 Sachsen Motorrad (2-Gang)
2 3/4 PS Touren 2037   1926   Motorrad (2-Gang/Fußbretter)
2 3/4 PS Sport 2050 2070 1926 Sachsen Motorrad (Rennmaschine)
2 3/4 PS Sport 2089 2194 1926 Sachsen Motorrad (2-Gang, kurzer Rahmen)
2 3/4 PS Touren 2155 2305 1926 Niedersachsen Motorrad (2-Gang/Fußbretter)
2 3/4 PS Sport   2267   D 2-Gang-Block/Gehäuse
2 3/4 PS Sport   2372 1926 Sachsen Motorrad (Rennmaschine)
2 3/4 PS Sport oder F     1926 Sachsen Motorrad
2 3/4 PS Sport oder F     1926 Sachsen Motorrad
2 3/4 PS Sport oder F     1926 Sachsen Motorrad
2 3/4 PS Touren 2678 2575 1927? NL Motorrad (2-Gang, kurzer Rahmen)
Namen und Adressen werden aus Gründen der Anonymität nicht veröffentlicht.

 

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Autoren: Silvio Müller und Jürgen Nöll

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