Modell A und B

Modell A 2 PS Tourenmodell

Der erste Typ 2 PS Tourenmodell später auch als Typ A bezeichnet, war sicher kein Ausbund an technischen Innovationen. Dafür zeichnete sich die Maschine als ausgewogene zuverlässige Konstruktion aus. Der seitengesteuerte Motor war sehr kompakt gehalten. Schüttoff´s Prinzip knapper und dennoch solider Gestaltung der Technik war ein Grundsatz.
Das damit erzielbare geringe Fahrzeuggewicht hatte erheblichen Einfluss auf die erzielbare Leistung, das Handling und auch auf die Bremsleistung. Damit stand die Schüttoff auf Anhieb an der Spitze der deutschen Motorradindustrie.

Der Antrieb

Der Motor der A verfügte mit 65mm Bohrung und 75mm Hub über einen Hubraum mit 248ccm. Im Block vereint arbeitete das 2 Gang Getriebe. Das Bindeglied stellte die im Ölbad laufende Lamellenkupplung dar. Die Schmierung von Motor und Getriebe wurde über eine am Steuerkasten montierte automatische Kolbenpumpe realisiert, welche über die Steuerräder weiter über ein Kegelradpaar und eine Schneckenwelle die Steuernocken der Pumpe antrieb. Die Nähe zu Wanderer Motorrädern wird hier wiederum deutlich sichtbar.Die Druckleitung führte über eine außenliegenden Ölleitung zur Vorderwand des Kurbelgehäuses und spritzte dort über eine Düse direkt auf die Kurbelwelle, die ihrerseits das Öl zu den Schmierstellen im Motor schleuderte. Kleine Fangtaschen an den wichtigen Schmierstellen gewährleisteten einen gewissen Schutz vor mangelnder Schmierung beim Start. Der Ölvorat befand sich im Vorderteil des langestreckten Tanks aus Messingblech. Der Tankinhalt betrug ca. 7,5l Kraftstoff zuzüglich 2l Ölreservoir. Für stärkere Belastungen des Motors war zusätzlich eine Handölpumpe am Ölabteil vorgesehen. Alle Steuerräderlaufen beidseitig in Bronzebüchsen, die aufwendig mit kleinen Madenschrauben gesichert wurden. Der kleine Seitenventiler mit Sackzylinder und Graugusskolben leistete 4 PS bei 2500 U/min. Das zweistufige Getriebe konnte in zwei Übersetzungen geliefert werden, je nach dem ob der Einsatz vorwiegend im Flachland oder im Gebirge stattfinden sollte.
Der Antrieb zum Hinterrad erfolgte per Kette. Ein unzuverlässiger Riemen wie ihn viele andere Hersteller seinerzeit einsetzten kam bei Schüttoff nicht an das Motorrad. Kettenlos erfolgte der Antrieb des Magnetzünders über eine geradverzahnte im Ölbad laufende Radkaskade, welche praktisch als wartungsfrei angesehen werden kann. Bereits von Beginn an war in Verbindung mit einem elektrischen Scheinwerfer auch ein Zündlichtmagnet lieferbar. Die elektrische Ausrüstung kam von Bosch.

Das Fahrwerk

Der Einschleifenrahmen war unten offen mit dem Motor als tragendes Element konstruiert. Die Rahmenrohre wurden in schlanken Tempergussmuffen verlötet. Die Gabel arbeitete nach dem Druid- System mit seitlich angeordneten Druckfedern, anfänglich noch ohne Dämpfungselementen. Die Abgase wurden über einen Stahlrohrkrümmer zum vor dem Motor liegenden Auspufftopf geleitet und von dort über ein weiteres Rohr nach hinten weggeführt. Der Vergaser kam zunächst von Kiesel. Dieser Drosselklappenvergaser wurde aber bald durch einen Zweischiebervergaser von der Berliner Firma Graetzin ersetzt. Für die einfache Radmontage besaß die Maschine jeweils Vorder- und Hinterradständer. Das Vorderrad verfügte über keine Bremse, dafür erhielt das Hinterrad eine Bremsnabe mit Innen- und Außenbandbremse. Der damaligen Mode entsprechend verfügte die Maschine über einen ausladenden Lenker. Für den Sattel hatte man sich wieder von ähnlichen Konstruktionen bei Wanderer inspiriert gefühlt. Statt eines einfachen Sattelrohrs ruhte dieser auf einer einigermaßen aufwändig konstruierten gefederten Hebelkonstruktion, die den Komfort erhöhen sollte. Für die Füße besaß das 2 PS Tourenmodell Fußbretter aus Leichtmetallguss. Den seitlich angeordneten Werkzeugkästen wurde ein Werkzeugsortiment beigelegt. Zum Schutz vor Staub und Schmutz erhielten die Kotflügel seitliche Abdeckungen.

Die Ausstattung

Tank und Werkzeugkästen erhielten von Beginn an die typische rotbraune Lackierung. Aber auch andere Farbwünsche waren möglich. Das Fahrzeuggewicht lag in dieser Ausstattung bei lediglich 90 kg. Die Höchstgeschwindigkeit betrug damit 65 km/h. Dieses 2 PS Tourenmodell bildete ab 1924 den Urahn für alle weiteren Konstruktionen Schüttoffs bis 1928.

Das Facelift

Im Zuge der Einführung des 2 3/4 PS Tourenmodells erfolgte in einer zweiten Bauserie des 2 PS Modells eine Modellpflege. Das Vorderrad erhielt eine Innenbackenbremse. Das Auspuffrohr führte nunmehr als Stahlrohr unter dem rechten Fußbrett nach hinten, um dort in einem schmalen Schalldämpfer mit rundem Querschnitt zu münden und von dort die gedämpften Abgase über ein weiteres kurzes Rohrstück ins freie zu entlassen. Die neue Gabel der 350er Maschine verbesserte die Stabilität und verfügte auch über Reibungsdämpfer.Mit dem nun als Sonderwunsch lieferbaren Elektronkolben leistete der Motor nunmehr 5 PS. Auch ein Sportlenker konnte bestellt werden. Der Preis des gut ausgestatteten und mit hoher Fertigungsqualität hergestellten Motorrades lag 1925 bei 1300 RM. Lediglich Vergaser, Zündanlage, Bereifung und die elektrische Beleuchtung wurden zugekauft. Alles in allem ein sehr beachtenswerter Anfangserfolg für den Markteinsteiger Schüttoff.
 

Modell Rahmen-Nr. Motor-Nr. Baujahr Standort Bemerkungen
A     1923 D Motorrad (grüner Tank)
A 73 101 1924 Niedersachsen Motorrad
A     1924 Brandenburg Motorrad
A   215   Sachsen 2-Gang-Block/Gehäuse
A     1924 Sachsen Motorrad
A     1924 Sachsen Motorrad
A   528   D 2-Gang-Block/Gehäuse
A   573   D 2-Gang-Block/Gehäuse
B 581 1555 1925 Niedersachsen Motorrad (Original-Mot.-Nr. 573)
B   789   D 2-Gang-Block
B   1081   D 2-Gang-Block
B   1093   D 2-Gang-Block
B   1213   D 2-Gang-Block/Gehäuse
B         Motorrad
B       Thüringen Motorrad
B     1925 NL Motorrad
Namen und Adressen werden aus Gründen der Anonymität nicht veröffentlicht.

2 ¾ Tourenmodell  Modell B

Der Erfolg des 2 PS Tourenmodells veranlasste Arthur Schüttoff die Modellpalette zu erweitern. Die Umsätze aus der Werkzeugmaschinenfertigung erzeugten auch eine gewisse finanzielle Sicherheit bei der Weiterentwicklung der Motorradabteilung. Das neue 2 ¾ PS Tourenmodell kam im gleichen Layout wie das kleinere Schwestermodell daher, verfügte aber nun über einen 346 ccm Motor mit 72 mm Bohrung und 85mm Hub. Die Leistung stieg auf 7 PS und die erzielbare Höchstgeschwindigkeit auf 80 km/h. Das Gewicht  wurde weiterhin mit 90 kg angegeben. Im Unterschied zur 2 PS Maschine wurde ein weniger ausladender Lenker montiert. Im Prospekt wurde nun auch darauf hingewiesen, dass der Gepäckträger die Anbringung eines Soziussattels erlaubte. Der Preis betrug 1925 1400 RM.

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Autoren: Silvio Müller und Jürgen Nöll

 

 

 

 

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