Besonders zwei erwähnte Ereignisse in der heute bekannten Unternehmensgeschichte von Schüttoff liefern erste Hinweise. Zuerst wird nach dem Ausscheiden von Herrn Bässler aus der seit 1909 bestehenden Schüttoff-und Bässler AG 1919 davon berichtet, dass nunmehr der Name Schüttoff AG verwendet wird. Viel später und schon fast am Ende der Schüttoff -Ära gegen 1930 wird dann erwähnt, das die Firma DKW aus dem naheliegenden Zschopau mit Firmenchef Rassmussen die Aktienmehrheit der Firma übernommen habe.
Wo aber sind nun die Aktien geblieben?
Immerhin war es früher üblich, den Anteilseignern die gezeichneten Geschäftsanteile auch in Form einer meist aufwendig gestalteten Urkunde, oft noch dazu unter Verwendung interessanter Motive aus dem Geschäftsfeld des jeweiligen Unternehmens, zu verbriefen.
Es waren von diesen Aktien also Informationen zur Selbstdarstellung des Unternehmens und Informationen zu den wirtschaftlichen Daten und der Geschichte des Unternehmens zu erwarten.
Die Suche
Vor einigen Jahren begab ich mich also auf die Suche nach diesen Aktien. Die erste Recherche im weltweiten Netz erbrachte zunächst nichts außer einigen Kontaktdaten von Sammlern, die sich mit historischen Wertpapieren befassen. Ich startete also eine Anfrage und wenig später bekam ich wirklich einen Rückruf eines solchen Fachmanns. Dieser bestätigte mir zunächst, dass es in der Tat noch existierende Wertpapiere der Firma Schüttoff gab. Es wären ihm zwei entwertete Exemplare bekannt , die im so genannten Reichsbankschatz aufgetaucht seien. Die erste Spur war also aufgenommen. Was verbarg sich hinter diesem Schatz?
Der Reichsbankschatz
Nur durch die besonderen geschichtlichen Umstände der deutschen Teilung wurden beinahe die kompletten Wertpapiere des Deutschen Reiches für unsere Gegenwart konserviert:
Mit den zunehmenden Bombenangriffen der alliierten Streitkräfte verfügte die Reichsregierung Anfang der 1940er Jahre die Verbringung der bei den Geschäftsbanken eingelagerten Wertpapiere in den bombensicheren Tieftresor der Deutschen Reichsbank in Berlin. Dort haben dann sämtliche fast 30 Millionen Papiere den Krieg überlebt. Dieser Bestand spiegelt nahezu das komplette Anlagevermögen des deutschen Volkes und die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland in den vergangenen hundertfünfzig Jahren wider und stellt damit ein einzigartiges Dokument der deutschen Wirtschaftsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts dar.
Da die Reichsbank in Ostberlin lag, fiel sie und damit der gesamte Wertpapierbestand 1945 der sowjetischen Besatzungsmacht in die Hände. Da alle größeren Unternehmen in der damaligen Ostzone verstaatlicht wurden und gleichzeitig mit den Papieren keine Eigentumsansprüche im Westen gelten gemacht werden konnten, waren die Papiere praktisch wertlos. Also wurde der Reichsbanktresor einfach verschlossen.
Vor der Vernichtung gerettet
Die Eigentümer im Westen hatten ja noch die Einlagerungsquittungen oder in wenigen Fällen die Originalaktien, soweit sie nicht in Berlin deponiert wurden. Im Tausch gegen die neuen DM-Titel wurden die alten Reichsmark-Stücke eingezogen und vernichtet. Dies wäre auch mit den Papieren des Reichsbanktresors passiert, hätte, ja hätte die Reichsbank im Westen der Stadt gelegen. Hat sie aber nicht. So verbriefen sie zwar heute keine materiellen Ansprüche mehr, um so mehr erfreuen sie heute jedoch Sammler, Archivare, Historiker, die Finanzwelt und viele mehr.
1990, nach der Wiedervereinigung, wurde dieser Schatz über 10 Jahre lang sortiert und archiviert. Die Anerkennung als nationales Kulturgut bewahrte den Reichsbankschatz schließlich vor der Vernichtung. Man entschloss sich, die Papiere auf dem Versteigerungswege dem Volke wieder zugänglich zu machen. So ist es heute einem breiten Publikum möglich, diese bedeutenden Papierantiquitäten der großen deutschen Wirtschafts- und Finanzgeschichte im Original als wertvolle Zeitdokumente zu besitzen. In den Jahren 2003 bis 2011 kamen in mehreren Auktionen mehrere Millionen Wertpapiere zur Versteigerung.
Übrigens kamen bereits vorab teilweise Papiere in den 1970-er und 1980-er Jahren durch den bekannten obersten DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski über die Schweiz auf den deutschen Sammlermarkt – meist aber zu extrem hohen Preisen, da damals weder die Herkunft noch die jeweils verfügbaren Stückzahlen bekannt waren.
Im nächsten Teil werde ich darüber berichten, wie es mir gelungen ist an eine Schüttoff Aktie zu gelangen.
Ihre Hilfe benötigt
Wer kann noch weitere Angaben zu Aktien der Schüttoff-AG und der Geschichte der Firma machen? Schreiben Sie uns eine E-Mail an content[at]schuettoff-motorrad.de und helfen bei der Ergänzung dieser Geschichte. Sie füllen damit ein weiteres Puzzleteil bei der Erforschung der Aktivitäten des umtriebigen Arthur Schüttoff. Vielen Dank.
Quelle: Reichsbank Schatz: sammleraktien-online.de
Text: Marcel Mäuser